Archiv der Kategorie: Presse

Regionalkonferenz Südranden will Marschhalt

Die Regionalkonferenz Südranden beantragt beim Bundesamt für Energie (BFE) einen Marschhalt im Partizipationsverfahren. Einerseits ist der Zeitplan nicht einzuhalten, andererseits sollen die übergeordneten Gremien entscheiden, welche Anforderungen an einen Standort für Oberflächenanlagen gestellt werden und welche Auswirkungen der gesetzliche Grundwasserschutz hat.

Dies nach einem Vortrag von Walter Wildi, Geologieprofessor an der Uni Genf und ehemaliger Präsident der früheren Kommission für die Sicherheit der Kernanlagen.

Hier der Bericht in den Schaffhauser Nachrichten vom 20. April und hier der Vortrag von Walter Wildi.

Mitgliederversammlung vom 21. März 2012

Am 21. März fand die 2. Mitgliederversammlung von KLAR! Züri Unterland statt. Nach dem statuarischen Teil referierte Geologieprofessor Walter Wildi vor dem zahlreich erschienenen Publikum über die geplanten Lagerstandorte und die Erschliessung des zukünftigen Atommüll-Tiefenlagers. Seine Hauptkritikpunkte waren das unausgereifte Lagerkonzept, die Platzierung über dem Grundwasser, das Verpacken vor Ort, welches eine heisse Zelle benötigt, sowie die vorgesehene Erschliessung des Tiefenlagers mit einer Rampe anstatt einem Schacht. Auch bemängelte er das Sachplanverfahren, mit welchem zuerst die Oberflächenstandorte gesucht werden, bevor überhaupt bekannt ist, wo das Tiefenlager einst liegen soll. Seine Devise ist Sicherheit über alles, auch wenn Ingenieure behaupten, sie hätten alles im Griff.

Hier zu der Präsentation von Walter Wildi und hier zum Zeitungsbericht im Zürcher Unterländer. Dieser Bericht geht jedoch nur sehr beschränkt auf die spannende Diskussion ein, und gibt ein verzerrtes Bild wieder. Darum veröffentlichte der Zürcher Unterländer am 31. März 2012 noch ein Interview mit Walter Wildi.

Erst den Lagerstandort, dann die Oberflächenanlage!

Medienmitteilung zur heutigen Information des BFE und der NAGRA über die Arealvorschläge für die Oberflächenanlage eines Tiefenlagers:

Heute haben Nagra und BFE Glattfelden, Weiach und Mellikon als Standorte für die Oberflächenanlagen eines Atommülllagers bekannt gegeben. Allerdings weiss bis heute niemand, wo das Tiefenlager zu liegen kommt. Das verkehrte Vorgehen gefährdet damit eine Suche nach dem sichersten Tiefenlagerstandort. Klar! Züri Unterland und die Schweizerische Energie-Stiftung SES verlangen: Erst den Lagerstandort, dann die Oberflächenanlage!

Nachdem die Nagra und das BFE die möglichen Standorte für Oberflächenanlagen bekannt gegeben haben, soll die Bevölkerung der potenziellen Standortgebiete über diese Vorschläge im Rahmen der Mitwirkung diskutieren.

Tiefenlagerstandort frühestens in 10 Jahren

Noch ist nicht  bekannt, an welchem der sechs ausgewählten Standortregionen und wo genau innerhalb dieser, das Tiefenlager gebaut werden könnte. Ein Entscheid über den definitiven Standort des Lagers wird frühestens in 10 Jahren erwartet, denn es sind noch zu viele Fragen offen. Die kürzlich angelaufen  Untersuchungen zeigen, dass insbesondere das geologische Wissen über die meisten Regionen mangelhaft ist. Zudem sind sich Experten und  Gremien noch nicht einmal einig, wie das künftige Tiefenlager erschlossen werden soll: Die Nagra möchte eine kilometerlange Rampe in den Untergrund treiben, die KNS (Kommission für nukleare Sicherheit) hingegen einen möglichst kurzen, senkrechten Stollen.

Verkehrtes Vorgehen gefährdet Sicherheit

Die im Rahmen der Mitwirkung einberufenen Regionalkonferenzen sollen sich nun mit sekundären Aspekten wie den Standorten für die Oberflächenanlangen befassen. Dabei kommen politische Akzeptanzfragen der Suche nach dem sichersten Tiefenlagerstandort in die Quere.

Verschiedene Experten sind der Meinung, dass die sicherere Variante für einen Zugang zum künftigen Tiefenlager ein Schacht sei, denn damit wird die Beeinträchtigung der umliegenden geologischen Schichtungen so klein wie möglich gehalten. Mit dem gewählten Verfahren wird es aber kaum möglich sein, dass die Oberflächenanlage und das Tiefenlager genau übereinander zu liegen kommen – die beste Variante wird also von vornherein verunmöglicht.

Riskante Lage unter An- und Abflugschneisen

Die Platzierung  der Oberflächenanlagen innerhalb oder in unmittelbarer Nähe der An- und Abflugschneisen des Flughafen Zürich-Kloten ist unverantwortlich und zeigt, wie unsorgfältig die Standorte ausgesucht wurden. In der Oberflächenanlage werden die Brennelemente umgeladen und in der sogenannten heissen Zelle von den Transportbehältern in die Endlagerbehälter umgepackt. Das Risiko eines Flugzeugabsturzes auf sensible Bereiche der Anlage  und einer möglichen Freisetzung radioaktiver Stoffe ist viel zu hoch. Kombinierte Karte Oberflächenanlage und Flugbewegungen …

Stellungnahme «12 Fragen der Atommüllentsorgung»:

www.energiestiftung.ch/files/textdateien/energiethemen/atomenergie/stellungnahme_atommuell-ungeloest_web.pdf

KLAR! Züri Unterland

Rückfragen:

Co-Präsidium KLAR! Züri Unterland

Regula Kaeser-Stöckli +41 79 505 67 38
Lukas Spuhler +41 76 414 19 00

KLAR! Züri Unterland
Hintereichstrasse 9
8166 Niederweningen
info@klar-zu.ch
www.klar-zu.ch

Endzeit-Stimmung

Glattgedanken, 10. Nov. 2011

Tag X – 3: Ich marschiere vom Verkehrskreisel her auf die alte Dorfstrasse, deren Asphaltband ganz langsam von der Natur zurückerobert wird, und werde auf leuchtend grüngelbe Punkte aufmerksam. Sie zieren die Strassenmitte, sind fortlaufend nummeriert und liegen etwa zehn Meter auseinander. Ob da eine Schulklasse das metrische System anschaulich vermittelt bekam? Spätestens nach weiteren zehn Marken muss ich einsehen: Auf eine solche Länge würde das keinen Sinn machen. Mysteriös!

Tag X – 2: Ich komme abends vom Einkaufen die Staltigstrasse aufwärts. Ein Kleinlaster mit deutschen Kontrollschildern fährt rechts halb aufs Trottoir und hält an. Zwei Männer in Leuchtwesten springen heraus, machen sich hinter dem Fahrzeug zu schaffen, haben es eilig. Was tun die denn hier beim Eindunkeln? Das Fahrzeug ist bald wieder weg und auf dem Gehsteig liegen jetzt alle paar Meter lange Säcke, wie man sie beim Campieren für Zeltstangen benutzt. Mysteriös!

Tag X – 1: Auf dem Weg zum Bus fallen mir viele Kabel auf, die alle am Vortag noch nicht da waren. Sie scheinen hastig und unordentlich verlegt, hängen vielfach über Gartenzäune, verlaufen quer über Vorplätze, enden in langen Steckdosenschienen. Es macht den Eindruck, als seien alle Liegenschaften östlich der Staltigstrasse miteinander verkabelt. Wird das ganze Quartier in die Luft gesprengt? Actiongeschädigt sucht mein Auge die viereckige Kiste mit dem T-förmigen Hebel. Vergeblich. Mysteriös!

Tag X: Ich sitze mit meiner Tochter spät am Frühstück, vernehme seltsamen Lärm. Plötzlich fibriert der Boden und unsere Katzen werden unruhig. Meine Tochter meint lakonisch: „Endzeit-Stimmung“. Ich eile hinaus, will wissen, was los ist. Ohrenbetäubender Lärm dröhnt mir von der Staltigstrasse entgegen. Drei lange Spezialfahrzeuge auf riesigen Stollenpneus halten auf den gelbgrünen Marken, lassen die Erde erbeben und werfen lautstark die Frage auf: Warum weiss ich nichts davon?
Mysteriös! Im drei Wochen alten Mitteilungsblatt lese ich unter „Seismische Messungen der Nagra“, dass Behörden, Bevölkerung und Medien darüber informiert würden. Ich gehöre anscheinend nicht zur Bevölkerung. Am Nagra-Telefon erfahre ich, dass die Anrainer der Messroute per Flugblatt zwei Tage im Voraus informiert worden seien. Betrifft ein Atommüll-Endlager nur die Anrainer?

Christian Ulrich

Fragwürdiger Bundesratsentscheid zu künftigem Atommülllager

Medienmitteilung zum heutigen Bundesratsentscheid

Der Bundesrat akzeptiert die von der Nagra vorgeschlagenen Standorte, und dies trotz zahlreicher unbeantworteter sicherheitsrelevanten Fragen. Die heute von der Schweizerischen Energiestiftung SES veröffentlichte Stellungnahme listet die 12 gravierendsten ungeklärten Fragen der Schweizer Atommüllentsorgung auf. So ist beim heutigen Entsorgungskonzept weder die Finanzierung gesichert noch die langfristige Sicherheit gewährleistet. Bis heute weiss niemand, ob ein solches Lager künftige schwere Erdbeben überstehen würde und wie es zu markieren und langfristig zu überwachen ist. Ungeklärt ist auch die Frage wie die radioaktiven Abfälle bei allfälligen Leckagen wieder geborgen werden könnten.

Scheinpartizipation gefährdet Lagersicherheit

Die parallel zu den geologischen Abklärungen einberufenen Regionalkonferenzen in den potentiellen Standortregionen befassen sich bereits heute eingehend mit sekundären Aspekten und Auswirkungen eines Atommüll-Tiefenlagers. Es sind dies z.B. die Akzeptanz eines Lagers und dessen Oberflächenanlagen, künftige regionale Entwicklungsstrategien und mögliche sozioökonomisch-ökologische Auswirkungen. Damit gefährden diese zu früh einberufenen Regionalkonferenzen die Eingrenzung möglicher Standorte nach streng wissenschaftlichen, sicherheitsrelevanten Voraussetzungen. Es besteht die Gefahr, dass die Leute vor Ort zu einemLager überredet oder gar mittels finanzieller Anreize „gekauft“ werden.

Sistierung und Mitentscheidung gefordert

Klar! Züri Unterland fordert zusammen mit den anderen Widerstandsorganisationen und der SES den Bundesrat auf, die Standortsuche zu sistieren, bis die ungelösten Fragen geklärt sind. Dazu braucht es eine echte Mitentscheidung statt einem Pseudo-Mitwirkungsverfahren: Der betroffenen Bevölkerung muss zwingend ein – bisher nicht vorgesehenes! – Vetorecht gegen ein Lager in ihrer Region zugestanden werden. Erst ein solches Vetorecht garantiert, dass die Nagra-Verantwortlichen für grösstmögliche Sicherheit und für ein echtes Konzept zur Rückholbarkeit der Abfälle sorgen werden, damit sie am Ende des Prozesses nicht vor Ort noch mit einem Nein rechnen müssen. Selbstverständlich muss die betroffene Region auch vollumfänglich entschädigt werden.

 

Der Bundesrat akzeptiert die von der Nagra vorgeschlagenen Standorte,
und dies trotz zahlreicher unbeantworteter sicherheitsrelevanten Fragen.
Die heute von der Schweizerischen Energiestiftung SES veröffentlichte
Stellungnahme listet die 12 gravierendsten ungeklärten Fragen der
Schweizer Atommüllentsorgung auf (siehe Anhang). So ist beim heutigen
Entsorgungskonzept weder die Finanzierung gesichert noch die
langfristige Sicherheit gewährleistet. Bis heute weiss niemand, ob ein
solches Lager künftige schwere Erdbeben überstehen würde und wie es zu
markieren und langfristig zu überwachen ist. Ungeklärt ist auch die
Frage wie die radioaktiven Abfälle bei allfälligen Leckagen wieder
geborgen werden könnten.
Scheinpartizipation gefährdet Lagersicherheit
Die parallel zu den geologischen Abklärungen einberufenen
Regionalkonferenzen in den potentiellen Standortregionen befassen sich
bereits heute eingehend mit sekundären Aspekten und Auswirkungen eines
Atommüll-Tiefenlagers. Es sind dies z.B. die Akzeptanz eines Lagers und
dessen Oberflächenanlagen, künftige regionale Entwicklungsstrategien und
mögliche sozioökonomisch-ökologische Auswirkungen. Damit gefährden diese
zu früh einberufenen Regionalkonferenzen die Eingrenzung möglicher
Standorte nach streng wissenschaftlichen, sicherheitsrelevanten
Voraussetzungen. Es besteht die Gefahr, dass die Leute vor Ort zu einem
Lager überredet oder gar mittels finanzieller Anreize „gekauft“ werden.
Sistierung und Mitentscheidung gefordert
Klar! Züri Unterland fordert zusammen mit den anderen
Widerstandsorganisationen und der SES den Bundesrat auf, die
Standortsuche zu sistieren, bis die ungelösten Fragen geklärt sind. Dazu
braucht es eine echte Mitentscheidung statt einem
Pseudo-Mitwirkungsverfahren: Der betroffenen Bevölkerung muss zwingend
ein – bisher nicht vorgesehenes! - Vetorecht gegen ein Lager in ihrer
Region zugestanden werden. Erst ein solches Vetorecht garantiert, dass
die Nagra-Verantwortlichen für grösstmögliche Sicherheit und für ein
echtes Konzept zur Rückholbarkeit der Abfälle sorgen werden, damit sie
am Ende des Prozesses nicht vor Ort noch mit einem Nein rechnen müssen.
Selbstverständlich muss die betroffene Region auch vollumfänglich
entschädigt werden.