Der NZZ-Artikel „Neuer Tiefenlager-Fahrplan wegen Streit um Aussenanlagen“ gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Suche für einen Oberflächenstandort. Leider wird in diesem Artikel völlig ausgeblendet, das sich die Fachleute immer noch uneinig sind, ob das unterirdische Lager mit einer Rampe oder einem Schacht erschlossen werden soll und dass die Erschliessung auch einen Einfluss auf die Lage des Oberflächenstandortes hat.
Anhörung zum Entsorgungsprogramm
Die Anhörung zum Entsorgungsprogramm für den Schweizer Atommüll ist heute zu Ende gegangen. Das favorisierte Konzept der Tiefenlager ist noch nicht genügend ausgereift. KLAR! Züri Unterland fordert, dass das Bundesamt für Energie BFE das Konzept, sowie das Entsorgungsprogramm und den Sachplan überarbeitet.
Das vorliegende Entsorgungsprogramm wurde 2008 von der Nagra erstellt. Diesen Freitag, 28. September – also ganze vier Jahre später – endet die Anhörungsfrist der Berichte NTB 08-01 und 08-02 der Nagra. Ziel des Entsorgungsprogramms ist es, die nötigen Schritte auf dem Weg zu einem Tiefenlager festzulegen.
Konzept der Tiefenlagerung ungenügend
Dass eine Lösung für den Atommüll gefunden werden muss, ist sich KLAR! Züri Unterland bewusst. Das jetzige Entsorgungsprogramm lässt noch viele technische Fragen offen und die Frage der Langzeitsicherheit ist nicht angemessen berücksichtigt. Die langen Zeiträume, über die man bei radioaktivem Material sprechen muss, sind für die Sicherheit von Mensch und Umwelt von zentraler Bedeutung.
Das Entsorgungsprogramm weisst Mängel auf
Trotz der grundsätzlichen Kritik am Tiefenlagerkonzept beteiligen wir uns am ganzen Prozess im Sinn von konstruktiver Mitarbeit, um eine sicher Lösung zu finden. KLAR! Züri Unterland weist auf erhebliche Mängel im Entsorgungsprogramm der Nagra und dem aktuellen Verfahren hin:
- Die Kritik am Sachplanverfahren wird nicht aufgenommen. In diesem Zusammenhang verweisen wir auf den Rücktritt von Experten wie Marcos Buser und Walter Wildi aus eben diesem Grund.
- Das Verfahren erfolgt nicht nach dem Sicherheitsprimat: zum Beispiel sind die verschiedenen potenziellen Standorte nicht auf dem gleichen geologischen Wissensstand.
KLAR! Züri Unterland fordert das Bundesamt für Energie BFE auf, das Konzept, sowie das Entsorgungsprogramm und den Sachplan zu überarbeiten, um ein möglichst sicheres Lager planen zu können.
Die ausführliche Stellungnahme, die in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Energiestiftung erarbeitet wurde, finden Sie hier.
Zürcher Regierungsrat fordert Neubewertung der Standortkriterien
Der Zürcher Regierungsrat lehnt die durch die Nagra vorgeschlagenen Lagerstandorte für die Oberflächenanlagen eines zukünftigen Atommülllagers ab. Dies aus folgenden Gründen:
- Aus Sicherheitsgründen soll zuerst der Lagerstandort im Untergrund festgelegt werden und anhand des sichersten Weges zur Oberfläche der Oberflächenstandort bestimmt werden.
- Fünf der sechs vorgeschlagenen Standorte liegen über besonders geschützten Gewässerschutzbereichen
- Die Auswahlkriteren sollen neu bestimmt und gewichtet werden
Am Wellenberg nichts gelernt
Im seinem Politblog erklärt Felix Maise, warum unabhängige Experten im Sachplanverfahren Tiefenlager unerwünscht sind. Zum Politblog …
Unabhängige Atomexperten sind beim Umweltdepartement unerwünscht
Tages Anzeiger vom 7.7.2012: Das Bundesamt für Energie will Kritiker der Pläne für ein Atomendlager bremsen. Auch deshalb schwindet das Vertrauen in die Behörden.
AG Sicherheit Kantone erachtet Einengung der Standorte als verfrüht
Die AG Sicherheit Kantone analysierte zusammen mit der sie unterstützenden Kantonalen Expertengruppe Sicherheit (AG SiKa/KES) im Auftrag des Ausschusses der Kantone (AdK) die im Januar 2012 vorgestellten Vorschläge der Nagra für mögliche Oberflächenanlagen. Sie erachtet die Einengung der Standortareale durch die Nagra als verfrüht und zu restriktiv für den weiteren Sachplanprozess. Diese Einengung erfolgte nach Meinung der Arbeitsgruppe zu sehr nach raumplanerischen, sozioökonomischen und bautechnischen Überlegungen, aber ohne ausreichende Berücksichtigung des weiteren geologischen und hydrogeologischen Umfelds. Es darf nach ihrer Auffassung nicht sein, dass an der Oberfläche Vorgaben geschaffen werden, welche die Tiefenplanung des Lagers und das Lagerkonzept beeinflussen. Die AG SiKa/KES empfiehlt dem Ausschuss der Kantone, beim Bundesamt für Energie (BFE) als verfahrensleitender Behörde auf zweierlei hinzuwirken: erstens, dass die Nagra als Projektantin eine Neugewichtung der Kriterien für die Evaluation von Standortarealen für Oberflächenanlagen vornimmt und, zweitens, dass die sicherheitsgerichtete Konzeption der Lagerperimeter und deren Erschliessung von der Oberfläche aus nicht unnötig vorzeitig eingeschränkt wird. – In der Folge hat das BFE die Nagra, die möglichen Standortkantone und Standortregionen zu einem Runden Tisch eingeladen, wo die Neugewichtung einzelner Kriterien diskutiert wird.
Eklat in Atom-Kommission
Geologe Marcos Buser tritt unter Protest aus Expertengruppe aus
Bern Der Geologe und Spezialist für nukleare Abfälle, Marcos Buser, tritt aus Protest aus einer wichtigen Expertengruppe des Bundesrats zurück. Er kritisiert das Bundesamt für Energie und das Nuklearinspektorat (Ensi), sie würden Einwände unabhängiger Experten am Vorgehen bei der Suche nach einem Tiefenlager ignorieren, das Bundesamt handle nach dem Diktat der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) und sei deshalb nicht unabhängig (siehe Interview unten). Buser hat Energieministerin Doris Leuthard bereits brieflich über seinen Rücktritt und die Gründe, die zu diesem Schritt führten, informiert.
Departement Leuthard will den Rücktrittsgründen nachgehen
Dies ist das erste Mal, dass ein Experte aus dem Innern des Apparats öffentlich Kritik äussert. Die Kommission für nukleare Sicherheit setzt sich aus Experten zusammen, die den Bundesrat in Fragen, die Atommüll betreffen, beraten.
Nuklearspezialisten sind rar in der Schweiz – Buser gilt als einer der wenigen unabhängigen Geologen in diesem Fachbereich. Er ist Präsident der Überwachungskommission für das Internationale Forschungslaboratorium Mont Terri im Jura, an dem neben der Schweiz auch Frankreich, Deutschland und die USA beteiligt sind. Im Felslabor wird zu Forschungszwecken Gestein auf die Eignung für ein Tiefenlager untersucht.
Das Departement Leuthard bestätigt den Erhalt des Rücktrittsschreibens. «Wir werden den Rücktrittsgründen und den Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, nachgehen», sagt Sprecherin Annetta Bundi, die Arbeit der KNS sei wichtig. Die Nagra will sich nicht äussern.
Am Mittwoch wird der Bundesrat voraussichtlich über eine bessere Entschädigung der KNS-Mitglieder befinden.
Bericht in der Sonntagszeitung vom 24. Juni 2012 von Catherine Boss.
Regionalkonferenz Südranden will Marschhalt
Die Regionalkonferenz Südranden beantragt beim Bundesamt für Energie (BFE) einen Marschhalt im Partizipationsverfahren. Einerseits ist der Zeitplan nicht einzuhalten, andererseits sollen die übergeordneten Gremien entscheiden, welche Anforderungen an einen Standort für Oberflächenanlagen gestellt werden und welche Auswirkungen der gesetzliche Grundwasserschutz hat.
Dies nach einem Vortrag von Walter Wildi, Geologieprofessor an der Uni Genf und ehemaliger Präsident der früheren Kommission für die Sicherheit der Kernanlagen.
Hier der Bericht in den Schaffhauser Nachrichten vom 20. April und hier der Vortrag von Walter Wildi.
Nagra probt das Atommüll-Erlebnis
Mit einer millionenschweren Kampagne, dem Actionfilm „Time Ride“, einer neuen Homepage und diversen Ausstellungen will die Nagra ihr Verlochungskonzept für Atommüll der Bevölkerung verkaufen.
Der Zürcher Unterländer vom 13. April 2012 berichtete unter dem Titel „Nagra probt das Atommüll-Erlebnis“.
Mitgliederversammlung vom 21. März 2012
Am 21. März fand die 2. Mitgliederversammlung von KLAR! Züri Unterland statt. Nach dem statuarischen Teil referierte Geologieprofessor Walter Wildi vor dem zahlreich erschienenen Publikum über die geplanten Lagerstandorte und die Erschliessung des zukünftigen Atommüll-Tiefenlagers. Seine Hauptkritikpunkte waren das unausgereifte Lagerkonzept, die Platzierung über dem Grundwasser, das Verpacken vor Ort, welches eine heisse Zelle benötigt, sowie die vorgesehene Erschliessung des Tiefenlagers mit einer Rampe anstatt einem Schacht. Auch bemängelte er das Sachplanverfahren, mit welchem zuerst die Oberflächenstandorte gesucht werden, bevor überhaupt bekannt ist, wo das Tiefenlager einst liegen soll. Seine Devise ist Sicherheit über alles, auch wenn Ingenieure behaupten, sie hätten alles im Griff.
Hier zu der Präsentation von Walter Wildi und hier zum Zeitungsbericht im Zürcher Unterländer. Dieser Bericht geht jedoch nur sehr beschränkt auf die spannende Diskussion ein, und gibt ein verzerrtes Bild wieder. Darum veröffentlichte der Zürcher Unterländer am 31. März 2012 noch ein Interview mit Walter Wildi.